Sehen und gesehen werden
Als Pilgersymbol, Delikatesse oder typischer Meeresbewohner ist sie fast jedem schon einmal begegnet – die Mittelmeer-Pilgermuschel bzw. Europäische Jakobsmuschel Pecten jacobaeus. Auch andere Vertreter der Kammmuscheln (Pectinidae) werden manchmal als Jakobsmuscheln bezeichnet.
Die Europäische Jakobsmuschel stammt aus dem Mittelmeerraum und zeichnet sich durch ihr leuchtend rotes, fächerförmiges Gehäuse aus. Ihre Schale wird zusätzlich von feinen Wachstumslinien und einem gezackten Saum an der Kante geprägt. Man trifft die bis über 10 cm großen Weichtiere in Tiefen zwischen 15-50 m, bevorzugt auf Weichböden, an.
Seit Jahrhunderten ist die Jakobsmuschel das Wahrzeichen des Pilgerweges nach Santiago de Compostela in Spanien. Benannt nach einem der zwölf Jünger Jesu, dem heiligen Jakobus, soll sie den Menschen auf ihrer Pilgerreise nicht nur als Erkennungszeichen, sondern auch Wegweiser dienen. Deshalb findet sich die Jakobsmuschel auf zahlreichen Gebäuden, Straßen und Pfaden quer durch Europa. So ziert sie auch die Stadt- und Marktkirche St. Jakobi, die älteste Kirche im Stadtkern von Chemnitz, die eine Station auf dem sächsischen Jakobsweg ist. Am Wallfahrtsort in Santiago erwarben die Pilger eine Jakobsmuschel – als Beweis, den Weg tatsächlich bestritten zu haben. Möglicherweise nutzten sie die große Schale auch ganz praktisch zum Wasserschöpfen unterwegs.
Ihr süßliches Fleisch macht die Jakobsmuschel zu einer beliebten Delikatesse. An ihre Schalenform erinnert aber auch das französische Sandgebäck Madeleine – das wohl mit französischen Pilgern nach Spanien kam. Für die Wissenschaft sind dagegen biologische Aspekte wie der besondere Sehsinn der Jakobsmuschel von Interesse. Ihre bis zu 200 Augen dienen als Inspiration für neuartige Mikroskopsysteme.
Außer Pecten jacobaeus birgt das Museum für Naturkunde noch zahlreiche weitere Weichtiere – Mollusken. Die Vielfalt erstreckt sich über die große Tonnenschnecke (Tonna galea) und die Turbanschnecke (Turbo grassus) bis hin zur knotentragenden Tritonschnecke (Charonia rubicunda). Die Molluskensammlung füllt ganze Schränke im biologischen Magazin.