Projekte des Museums
Hier finden Sie eine Auflistung unserer abgeschlossenen Projekte.
UNTERSUCHUNG EINES VULKANISCH IN SITU ERHALTENEN WALD-ÖKOSYSTEMS DES UNTEREN PERMS
Ein Wald-Ökosystem aus der Zeit des frühen Perms, konserviert und versteinert durch die Einbettung in vulkanischer Asche, soll detailgertreu rekonstruiert werden. Der Schwerpunkt des Projekts liegt in der Untersuchung paläoklimatischer und paläoökologischer Bedingungen, sowie der daran gebundenen Anpassungsstrategien der Pflanzen.
Projektzeitraum:
Beginn: 01.10.2014 | Dauer: 3 Jahre
Projektumfang:
Finanzierung: 355.000 Euro | Stellen: Doktorand + Techniker (voll) + HiWi
Projektbeschreibung:
Der Ausbruch des Zeisigwald-Vulkans vor 290.6 ± 1.8 Ma hat im Chemnitz-Becken (Leukersdorf-Formation) zur Konservierung eines früh-permischen Lebensraumes geführt, dessen umfangreiche Überlieferungen durch die Grabung des Museums für Naturkunde (2008-11) im Stadtgebiet von Chemnitz wissenschaftlich dokumentiert wurden. Die autochthone Fossillagerstätte repräsentiert das vollständigste bislang bekannte Wald-Ökosystem aus dem Perm weltweit. 53 noch aufrecht an ihren Wuchsorten stehende und im unterlagernden Paläoboden wurzelnde Stammbasen gewähren Einblick in einen einzigartigen jungpaläozoischen Tiefland-Lebensraum, der nicht nur eine dichte hygrophile Vegetation beherbergte, sondern auch eine reiche Fauna von Vertebraten, Arthropoden und Gastropoden lieferte. Einige Formen repräsentieren Erstnachweise für das Perm. Im Ergebnis der Grabung konnte erstmals ein Fund- und Datenkomplex über die Pflanzen- und Tierwelt des Perms gewonnen werden, der auf exakten Lagedaten für jeden Fossilrest beruht. Damit wurde die Möglichkeit einer 3D-Modellsimulation als sukzessive zu vervollkommnendes Erkenntniswerkzeug der Paläontologie geschaffen. Die in den Zuwachszonen der Bäume abgebildete Rhythmizität liefert erstmals die Chance, die vierte Dimension für das in-situ Ökosystem zu erfassen. Die taphonomische Analyse des Fossilberichts wird nicht nur die Beantwortung ungelöster Fragen der Entwicklung von Biotopstrukturen in den noch unzureichend verstandenen dynamischen Lebensräumen des Perms ermöglichen, sondern auch die Rekonstruktion des vulkanischen Geschehens und der Fossilisationsprozesse. Erstmalig entsteht die Chance, aus einer in situ-Taphozönose das Paläoenvironment mit seinen Bestandteilen Paläoboden, Vegetation (Bestandteile, Struktur, Dichte) und Begleitfauna zu studieren, paläoökologisch zu interpretieren und damit ein umfassenderes Bild von den nicht moorbildenden Tiefländern des unteren Perms, ihrer Lebewelt, Nahrungsbeziehungen und Evolutionsstufe zu gewinnen.
Privatdozent Dr. Ronny Rößler (Projektleiter)
Professor Dr. Manfred Barthel
Dr. Jason A. Dunlop
Professor Dr. Zhuo Feng
Professor Dr. Jens Götze
Dozent Dr. Stanislav Oplustil
Josef Psenicka, Ph.D.
Professor Dr. Jörg W. Schneider
Dr. Ralf Werneburg
Dr. Thorid Zierold
Abschnitt
[...]
VERSTEINERTER WALD CHEMNITZ
Vom Vulkanismus konservierte Momentaufnahme aus dem Perm
Kern des Projektes (AZ: I/84638) ist die Erforschung des äußerst umfangreichen Fossilmaterials, das bei der ersten wissenschaftlichen Grabung nach dem Versteinerten Wald geborgen wurde. Dieser völlig neuen Qualität von Informationen über ein in-situ-Ökosystem der Permzeit stellen wir uns mit der umfassenden präparativen und wissenschaftlichen Erschließung der weltweit einzigartigen Funde.
Projektzeitraum:
Beginn: 2010 | Dauer: 2 Jahre + 1 Jahr Verlängerung
Projektbeschreibung:
Mit der ersten wissenschaftlichen Grabung nach dem Versteinerten Wald wurde ein fossiler Regenwald aus dem Perm freigelegt und geborgen. Die hier vorgefundene Taphozönose, eine weltweit einzigartige in-situ-Konserve des Lebens vor über 290 Millionen Jahren, entstand im Zuge des Ausbruchs des Zeisigwald-Vulkans.
2008-2010 protokollierte das Grabungsteam 550 Funde permineralisierter Pflanzen, 48 davon noch aufrecht in Wuchsposition stehend, 1000 Abdruckfossilien und eine Vielzahl detaillierter Beobachtungen und Messungen am Fossil- und Gesteinskomplex. Erstmalig wurden die Fossilien im Kontext genauer Lagedaten und Beobachtungen dokumentiert und entnommen, welche Rückschlüsse auf ökologische Verflechtungen im ehemaligen Biotop erwarten lassen.
Der Erfolg des Forschungsvorhabens wird neben der Auswertung der Funde selbst maßgeblich von der Entwicklung einer praktikablen Datenablagestruktur bestimmt werden, welche sicherstellt, dass sämtliche gewonnenen Informationen (Einbettung/Taphonomie, Morphologie/Anatomie, Synökologie im Lebensraum) im Komplex bearbeitet und interpretiert werden können. Das für das Forschungsvorhaben mit Hilfe der Kooperationspartner zu erstellende Datenmanagement-System wird die Visualisierung der Fundsituation im 3D-Modell vorbereiten, die Rekonstruktion einer vor 290 Millionen Jahren entstandenen Taphozönose ermöglichen und so mehr und mehr selbst zum Erkenntniswerkzeug moderner Paläobotanik werden.
Ziel des beantragten Forschungsvorhabens ist es, die Funde und Daten umfassend zu erschließen, für Forschung, Bildung und Vermittlung nutzbar zu machen und so einen nachhaltigen Impuls für das Verständnis einschneidender Naturereignisse und ihrer Rolle bei der Überlieferung fossiler Sachzeugen der Erd- und Lebensgeschichte zu geben.
Methodik. Das Forschungsvorhaben basiert auf einer erstmals zusammenhängend am Wuchsort ausgegrabenen Lebensgemeinschaft mit sehr gut erhaltenen tierischen und pflanzlichen Fossilien. Bereits jetzt lassen sich bislang unbekannte Wuchsformen bei permischen Calamiten, Cordaiten und Medullosen ableiten. Da wegen der erstmals in größerem Ausmaß nachgewiesenen räumlichen Verzweigung, Beblätterung und Bewurzelung mehrfach wissenschaftliches Neuland betreten wird, sind einige Pflanzengruppen im Zuge der Bearbeitung umfassend zu revidieren. Pflanze-Tier- bzw. Pflanze-Pflanze-Interaktionen, wie z.B. Pilzbefall oder Fraßspuren, aber auch die erstmals nachgewiesenen Wirbeltierreste (2 nahezu komplette Reptilienskelette sowie weitere disartikulierte Knochenfunde) und Landschnecken werden sich darüber hinaus auf die ökologische Analyse der Lebensgemeinschaft und der Nahrungsbeziehungen im Lebensraum auswirken.
Im Zuge der Grabung am klassischen Fundort Chemnitz-Hilbersdorf konnten erstmals Beobachtungen gemacht werden, mit Hilfe derer sowohl der Mechanismus als die physikochemische Seite der Zerstörung und Einhüllung der Biozönose in Pyroklastika Aufklärung versprechen. Dazu gehören beispielsweise Bleichungssäume unterschiedlicher Charakteristik, Entgasungskanäle und Strömungsschatteneffekte um die fossilen Pflanzenachsen. Diese taphonomischen Informationen werden im Datenmodell der Fundsituation erfasst und in Kooperation mit der TU Bergakademie Freiberg und beiderseitig betreuten Qualifikationsarbeiten thematisiert.
Die 3D-Lagekoordinaten der Fossilfunde wurden im Zuge der Ausgrabungen erfasst und in speziellen Fundprotokollen dokumentiert. Etwa 20000 Fotos und Skizzen unterstützen die verbalen Beschreibungen der Fundsituation. Zeitgemäßes Datenmanagement soll neben der Möglichkeit der Visualisierung der Fundsituation und der einzelnen Ablagerungsereignissen zugeordneten Fossilreste auch Erkenntnisse zur Biomechanik, Ökologie und Ablagerungsdynamik erlauben.
PostDoc Dr. Zhuo Feng
Mathias Merbitz (Geologietechniker)
Dr. Ronny Rößler (Paläobotanik)
Dr. Thorid Zierold (Projektkoordination)
Ralph Kretzschmar
Volker Annacker
Selbsteinschätzung zu den ursprünglichen Zielen und Planungen
Das für die Arbeit im Projekt essenzielle Datenablagesystem wurde im Laufe des Forschungsvorhabens durch den wissenschaftlichen Volontär des Museums professionalisiert, und damit konnten die Funddaten online verfügbar gemacht werden.
Durch Detailstudien im Rahmen mehrerer universitärer Qualifikationsarbeiten gelangen Lösungsansätze auf dem Gebiet der Mineralisation von Hölzern, der Rekonstruktion permischer Pflanzen, Tiere und Lebensräume und der Bio- und Lithofaziesanalyse permischer Rotsedimente.
Die geologisch-paläontologische Präparation der Funde nahm wesentlich mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich veranschlagt. Aus diesem Grund wurde der Bearbeitungsschwerpunkt auf einzelne, besonders aussagekräftige in-situ-Funde, die noch aufrecht an ihren Wuchsorten stehen, gelegt.
Leider war die anatomische Erhaltung einiger Kieselhölzer für eine Identifikation auf Gattungs- und Artniveau nicht ausreichend, so dass nicht alle in Wuchsposition stehenden Stämme identifiziert werden konnten.
Im Projektzeitraum wurden mehrere Publikationen in peer reviewed Journals veröffentlicht. Darüber hinaus sind die Antragsteller zu einem Artikel „Naturwissenschaftliche Forschung – Forschung in Naturmuseen“, veröffentlicht im Metzler-Handbuch Museen, eingeladen worden.
Schließlich sind vom Projektteam und den Kooperationspartnern eine Vielzahl von Artikeln in deutsch- und englischsprachigen Fachzeitschriften, Tagungsbänden sowie zahlreiche populärwissenschaftliche Medienbeiträge veröffentlicht worden.
Im Nachgang des im Februar 2012 durchgeführten Expertenworkshops rückten zahlreiche tierische Funde als Erstnachweise für Chemnitz in den Fokus. Im Lauf des Projektes hat sich herausgestellt, dass diese wissenschaftlich von großem Interesse sind, da einige wie z.B. die Skorpione oder der Geißelskorpion Erstnachweise für das Perm überhaupt darstellen. Andere Funde, wie Arthropleura oder die Trigonotarbiden, repräsentieren die jüngsten Belege ihrer Gruppe weltweit.
Erkenntnisgewinn durch interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit und wissenschaftliches Umfeld
Der Kontakt zu internationalen Wissenschaftlern wurde auf Tagungen und Workshops gepflegt und zielgerichtet erweitert. So gelang nicht nur die Einbindung des Projektes in Forschungsvorhaben Dritter (Sino-German Research Group of Palaeozoic Stratigraphy and Palaeobiology), sondern auch eine effiziente Zusammenarbeit bei der Nutzung historischer Museums- und Universitätssammlungen. Die Kooperationen sind vor allem zur Bearbeitung der diversen Fauna mit Reptilien- und Amphibienskeletten, verschiedenen Arthropoden, Arachniden und Mollusken unabdingbar. Insbesondere profitieren wir von der engen Kooperation mit der TU Bergakademie Freiberg, z.B. den Arbeitsgruppen um Prof. Dr. Jörg W. Schneider (Inst. f. Geologie) und Prof. Dr. Jens Götze (Inst. f. Mineralogie). Während die Präparation und wissenschaftliche Bearbeitung der Vertebratenfunde durch Kooperationspartner des Naturhistorischen Museums Schleusingen (Dr. Ralf Werneburg, Georg Sommer) übernommen wurden, und die TU Bergakademie Freiberg mit Wissenschaftlern (Prof. J. W. Schneider, Prof. C. Breitkreuz, Prof. J. Götze) sowie Studenten seit Beginn der Grabung an Untersuchungen zur Sedimentologie und Vulkanologie, zur Fossilisation und Klassifikation der Organismen des Versteinerten Waldes und zu ihrer Paläobiologie beteiligt ist, machte gerade die Bearbeitung der Arthropodenfunde eine Ausweitung der Zusammenarbeit und Einwerbung externer Kompetenz erforderlich.
Die während eines Expertentreffens im Februar 2012 gewonnenen Forschungsansätze wurden weiter verfolgt, die Fossilreste wurden präpariert und lichtmikroskopisch studiert. Erste Publikationen erschienen (Dunlop & Rößler 2013), weitere sind in Vorbereitung. Die wissenschaftliche Bearbeitung der Arachniden erfolgte in enger Kooperation mit Dr. Jason Dunlop, Kustos für Chelicerata am Museum für Naturkunde, Leibniz-Institut für Evolutions und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Ergebnisse des Workshops mündeten unmittelbar in eine bewilligte Projektverlängerung, im Rahmen derer vor allem die tierischen Fossilfunde bearbeitet wurden.
Zum Verständnis der ökologischen Gegebenheiten des versteinerten Waldes erfolgte eine Präsentation und Diskussion der bisherigen Resultate im Kreise des Bereiches Bodenzoologie des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz im Dezember 2013. Die Erschließung der gesamten fossilen Flora und Fauna sowie ihrer Synökologie im Perm-Ökosystem des Versteinerten Waldes von Chemnitz wird auch weiterhin der vielfältigen Kooperation mit internationalen Experten bedürfen und über die Projektlaufzeit hinaus fortgesetzt werden.
Internationaler Taphonomy-Workshop
Der im März 2012 zum 21. Mal durchgeführte „International Workshop on Plant Taphonomy“ fand in Chemnitz eine breite Präsentations- und Diskussionsplattform. Von der traditionell im Zentrum stehenden Pflanzentaphonomie wird der Fokus unter Einbeziehung tierischer Organismen und von Pflanze-Tier-Interaktionen immer stärker auf die Analyse des gesamten Ökosystems verschoben. Eine Schlüsselstellung beim Workshop 2013 in Pilsen nahm die vielfältige Wirkung des Vulkanismus auf Ökosysteme ein.
Internationale Konferenz IPC XIII / IOPC IX 2012
Der Forschungsfortschritt wurde von Dr. Zhuo Feng, Dr. Ronny Rößler und Volker Annacker anlässlich des/der International Palynological Congress / 9th International Organization of Paleobotany Conference (23.-30. August) an der Chuo University in Tokyo, Japan präsentiert und so einem internationalen Fachpublikum zur Diskussion gestellt.
Jahrestagungen der Paläontologischen Gesellschaft
Anlässlich der zum 100jährigen Bestehen der Paläontologischen Gesellschaft am Museum für Naturkunde Berlin organisierten Jubiläumstagung wurde eine Vorexkursion in das Perm von Chemnitz durchgeführt. Hier wurden neben der aktuellen Grabung in Chemnitz-Sonnenberg auch ausgewählte Funde und Forschungsergebnisse des laufenden Projekts einem internationalen Publikum vorgestellt. Prof. Paul Selden, University of Kansas, USA, konnte für die Mitwirkung bei der Bearbeitung der Skorpione gewonnen werden. Auf der anschließenden Tagung in Berlin konnten auf dem von Dr. L. Kunzmann, Prof. M. Krings und Dr. R. Rößler organisierten Symposium „Gymnosperm Evolution: Major Events and Mysteries“ neue Resultate bei der Erforschung der Farnsamergattung Medullosa vorgestellt werden. Das ebenfalls in Berlin präsentierte Poster “Anatomically preserved calamitaleans from the Permian of Tocantins (Parnaíba Basin, NE
Brazil) exhibit growth form diversity” verbindet die permischen Floren von Chemnitz mit jenen im Nordosten Brasiliens. Vergleichende Studien mündeten auch in das am 08.10.2012 abgeschlossene Promotionsprojekt von Rodrigo Neregato, der im November und Dezember 2011 als Gastforscher in Chemnitz weilte. Im September 2013 wurden neben dem eingeladenen Vortrag „The Petrified Forest of Chemnitz – a Permian Pompeii“ insbesondere neue Resultate über die Arthropodenfunde (First
arthropods from an Early Permian forest ecosystem reveal ecological diversity at the Chemnitz Fossil Lagerstätte, Saxony, Germany) und den Paläoboden als Lebensraum (First Early Permian Palaeosol Ecosystem – The Petrified Forest of Chemnitz, Germany) präsentiert.
Videodokumentation
In unserer Mediathek finden Sie 13 Filme, die im Rahmen dieses Projektes entstanden. Gegenstand sind die Herangehensweise und die Erkentnisse unserer Forschungen.
Galerie
Vorangegange Projekte und Folgeprojekte
- AUF SCHATZSUCHE IN CHEMNITZ - Wissenschaftliche Grabung in Hilbersdorf 2008-11
- UNTERSUCHUNG EINES VULKANISCH IN SITU ERHALTENEN WALD-ÖKOSYSTEMS DES UNTEREN PERMS
NEUES AUS DEM PERM
internationale zeitgenössische Schmuckkunst und der Versteinerte Wald Chemnitz
Gemeinsam mit dem Chemnitzer Künstlerbund e.V. veranstaltet das Museum für Naturkunde Chemnitz erstmalig ein internationales Schmuck-Kunst-Projekt. Die faszinierende ästhetische Qualität, der in Chemnitz gefundenen 291 Mio. Jahre alten verkieselten Hölzer, steht im Mittelpunkt eines Workshops mit elf Teilnehmern aus sieben Ländern.
Projektzeitraum:
Beginn: 31.01.2013 | Dauer: 1 Jahr
Projektbeschreibung:
Gemeinsam mit dem Chemnitzer Künstlerbund e.V. veranstaltet das Museum für Naturkunde Chemnitz erstmalig ein internationales Schmuck- Kunst-Projekt. Die faszinierende ästhetische Qualität, der in Chemnitz gefundenen 291 Mio. Jahre alten verkieselten Hölzer, steht im Mittelpunkt eines Workshops mit elf Teilnehmern aus sieben Ländern.
Mit diesem Projekt werden neue Wege erkundet, Rückblicke in die Naturgeschichte in aktuellen künstlerischen Projekten zu thematisieren und den Versteinerten Wald Chemnitzin den Fokus der Zusammenarbeit mit europäischen Schmuckkünstlern, Kunsthandwerkern sowie Künstlern anderer Genres zu rücken.
Das Auftaktsymposium fand bereits am 31. Januar und 1. Februar 2013 im Museum für Naturkunde Chemnitz statt. Hier konnten sich alle TeilnehmerInnen persönlich kennenlernen, umfangreiche Informationen über den Versteinerten Wald Chemnitz, die Zeit des Perm, über Flora und Fauna sammeln und das aktuelle Grabungsfeld besichtigen.
Die ausgewählten Kieselholzstücke wurden danach von den Schmuckkünstler(innen) in ihren Ateliers bearbeitet und in Schmuckstücke oder Objekte integriert. Die entstandenen Arbeiten reflektieren eindrucksvoll die individuellen Auseinandersetzungen und zeigen ein breites Spektrum künstlerischer Interpretationen. Die Stücke, sowohl aus dem Schmuck- als uch aus dem Objektbereich, werden alle im Museum für Naturkunde Chemnitz ausgestellt.
Exposé zum Kick off Symposium
Schmuckkunst und versteinertes Holz.pdf (2,0 MiB)Flora Vagi, Ungarn www.floravagi.net
Prof. Georg Dobler, Deutschland Georg Dobler
Margit Jäschke, Deutschland www.margit-jaeschke.de
Märta Mattsson, Schweden www.martamattsson.com
Beate Eismann, Deutschland www.beate-eismann.de
Prof. Deganit Stern Schocken, Israel www.deganitschocken.com
Heike Lau, Deutschland www.juwelier-roller.de
Birgit Laken, Niederlande www.birgitlaken.nl
Martin Papcun, Slowakei www.papcun.net
Beate von Appen, Deutschland www.schmuck-beatevonappen.de
Mari Ishikawa, Japan / Deutschland www.mari-ishikawa.de
Kuratorin: Prof. Ines Bruhn, www.inesbruhn.de
Ausstellung
Leipzig, Grassimesse 25.10.2013 bis 27.10.2013
Chemnitz, Museum für Naturkunde 30.10.2013 bis 19.01.2014
Ljubljana (Slowenien), Rathaus 15.10.2014 bis ...
Hanau, Deutsches Goldschmiedehaus - 01.02.2015 bis 07.05.2015
Video-Beitrag
http://klimt02.net/exhibitions/index.php?item_id=31723
Galerie
AUF SCHATZSUCHE IN CHEMNITZ
Wissenschaftliche Grabung in Hilbersdorf 2008-11
Seit über 300 Jahren werden hier in Chemnitz Pflanzenfossilien gesammelt und erforscht. Die geologischen Voraussetzungen, genaue Kenntnis über die längst vergangene Lebewelt des Perm zu erlangen, bestehen hier in Chemnitz so einzigartig wie an kaum einem anderen Ort auf der Erde. Vor 291 Millionen Jahren begrub heiße Vulkanasche ein ganzes Wald-Ökosystem und konservierte es bis heute. Ein Glücksfall für die Wissenschaft! Zur Erforschung dieser Permlandschaft, wurde im April 2008 der erste Spatenstich zur Wissenschaftlichen Grabung Chemnitz-Hilbersdorf gesetzt.
Projektzeitraum:
Beginn: 2008 | Dauer: 2 Jahre + 1 Jahr verlängert
Förderung:
Freundeskreis des Museums für Naturkunde e.V. - Sachmittel
Spenden
Projektbeschreibung:
Vor sehr langer Zeit wuchs auf heutigem Stadtgebiet tropischer Wald. Der Äquator lag gleich um die Ecke und es war mollig warm. Merkwürdige Pflanzen reckten ihre Blätter zum Himmel. Plötzlich ein Grollen. Gott Vulcanus schickt glühend heiße Wolken über das Land. Alles Leben vergeht und wird unter einer dicken Ascheschicht begraben. Unglaublich aber wahr: die Pflanzen bleiben Zelle für Zelle in Stein erhalten. Und sie liegen noch immer zahllos unter unserer Stadt!
„Wo denn?“ lautet die wohl häufigste Frage. Auch wir haben sie uns gestellt und schon waren wir mittendrin in der Schatzsuche! Wichtige Spuren fanden sich in der ehrwürdigen Sammlung unseres Museums. Doch nicht die farbenprächtigen Anschliffe lieferten Hinweise, sondern die handgeschriebenen Etiketten. Auf diesen kleinen Zettelchen fanden wir oft den Fundort „Höhe 340,8m“. Auf der geologischen Karte von 1906 ist er zwischen Zeißstraße und Frankenberger Straße eingezeichnet. Damals wurde der Stadtteil Hilbersdorf gerade errichtet, Felder mussten dichter Bebauung weichen. Heute erinnert nur noch ein schmaler Streifen Land an die originale Oberfläche des Hügels, das Gelände vor der Druckerei Dämmig an der Frankenberger Straße. Hier stand noch nie ein Haus und 340,8m ist nur einen Steinwurf entfernt. Hier soll nun die erste wissenschaftliche Grabung des Museums für Naturkunde neue Erkenntnisse zur Flora und Fauna des Perms liefern.
Das Museum für Naturkunde Chemnitz wurde bei diesem Projekt vom Freundeskreis des Museums, über 200 freiwilligen Grabungshelfer, Schülern, Studenten, Wissenschaftlern und vielen Unternehmen unterstützt.
Der Versteinerte Wald von Chemnitz ist eine international herausragende, 290 ± 1,8 Millionen Jahre alte Fossillagerstätte (sog. T0-Ablagerung), die durch einen explosiven Vulkanausbruch entstand, der ein gesamtes Wald-Ökosystem aus Pflanzen und Tieren und deren Interaktionen an Ort und Stelle konservierte. Dieses weltweit einzigartige „Pompeji des Perms“ birgt ein riesiges Potenzial, die Beziehungen zwischen Organismen und ihrer Umwelt in Zeiten drastischer Umwelt-Veränderungen zu untersuchen. Denn im ausgehenden Erdaltertum (Karbon/Perm-Grenzbereich) lag die letzte ausgedehnte Eiszeit vor dem Eiszeitalter unserer Tage (Pleistozän bis heute). Sie beinhaltet klimatische Schwankungen und Veränderungen unterschiedlicher Intensitäten und ermöglicht so das Studium vielfältiger Reaktionen der belebten Umwelt. Erst das Verständnis derartiger ökologischer und evolutionsbiologischer Phänomene schärft unsere Sinne dafür, was mit globaler Sicht möglich ist, wenn wir heutzutage in die Zukunft blicken.
Funde: > 2000
Pflanzen:
-
550 Funde permineralisierter Pflanzen, davon 53 Stämme in-situ wurzelnd, Organzusammenhänge
- über 1200 Abdruckfossilien von Pflanzen
Vertebraten:
- 5 Reptilien
- 2 Amphibien
- isolierte Knochen/Zähne
Invertebraten:
- 2 Tausendfüßer
- 1 Hundertfüßer
- 1 Arthropleura
- 5 Spinnentiere (davon 2 Skorpione, 1 Häutungsrest)
- verkieselte Schnecken und Schneckenabdrücke
Außerdem 650 Gesteinsproben, 18.000 Fotos, 10.500 3D-Messpunkte, 6 Std. Digital-Video
Videodokumentation
DVD - Auf Schatzsuche in Chemnitz (24 Min) an der Kasse des Museums erhältlich
Galerie
Museum für Naturkunde Chemnitz | Moritzstraße 20, 09111Chemnitz
Öffnungszeiten Mo, Di, Do, Fr 9-17 Uhr | Sa, So 10-18 Uhr
www.naturkunde-chemnitz.de | info@naturkunde-chemnitz.de
Tel. 0371 - 488 45 51 | Fax 0371 - 488 45 97