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C_the_unseen: ungesehene Schätze aus dem Museum - März 2025
Glänzender Riese
Der imposante Atlaskäfer Chalcosoma atlas ist einer der weniger bekannten Vertreter der Coleoptera (Käfer). Er gehört zu den Riesenkäfern (Dynastinae), einer Unterfamilie innerhalb der Scarabaeidae (Blatthornkäfer), und wurde ursprünglich als Scarabaeus atlas beschrieben. Daran erinnert noch heute seine französische Bezeichnung scarabée atlas.
Der Atlaskäfer gilt als einer der größten Vertreter der Dynastinae. Seine Größe hebt ihn nicht nur optisch hervor, sondern findet sich auch in seinem Namen wieder: Die Art atlas bezieht sich auf den Titan Atlas, der für seine Größe und Kraft in der griechischen Mythologie bekannt war. Auch die Bezeichnung der Gattung Chalcosoma steht im Zusammenhang mit dem Äußeren des Tieres. Denn Chalcosoma wird vom Wort chalcos – das Erz – abgeleitet, da Atlaskäfer für gewöhnlich einen metallischen Glanz und ein dunkles, erzähnliches Farbspektrum aufweisen.
Atlaskäfer kommen hauptsächlich in Südost-Asien, von Indien über Indonesien bis zu den Philippinen, vor. Dort leben sie in verschiedenen klimatischen Zonen, beispielsweise in den Subtropen Nepals oder in tropischen Monsungebieten von Myanmar. Dort halten sie sich vor allem in Höhen zwischen 0 und 1200 m auf, besonders gern auf Bäumen oder in Bodennähe. Größere Individuen kann man im Juli/August auch während der Dämmerung an Straßenlaternen im malaysischen Hochland antreffen.
Erkennen lassen sich die Käfer vor allem an ihren markanten Hörnern, die jedoch nur den männlichen Individuen vorbehalten sind. Diese drei Hörner – ein Kopfhorn und zwei seitlich am Halsschild gelegene Hörner – geben dem Tier den Namen Dreihornkäfer. Abhängig von der Größe des Exemplars weist das zurückgebogene Kopfhorn verschiedenste Formen auf, wie Einkerbungen oder Höcker. Das Ende des Kopfhorns ist beim Atlaskäfer breiter als bei anderen Scarabaeidae- bzw. Chalcosoma-Arten.
Neben der Ausbildung von Hörnern gibt es weitere Differenzen – Sexualdimorphismus – zwischen den männlichen und weiblichen Individuen. So tragen die Flügeldecken der Weibchen kleine Härchen, während die der Männchen glatt sind.
Auch die Farbe der Geschlechter variiert beim Atlaskäfer. Die männlichen Käfer sind meist glänzend schwarzgrün bis hin zu kupferschwarz, während die weiblichen Individuen eher schlicht mattbraun sind. Ebenso unterscheiden sie sich in ihrer Körpergröße, da die Weibchen meist nur zwischen 25 bis 60 mm groß werden, während die Männchen Längen von bis zu 130 mm (mit Horn) erreichen können.
Wie alle Blatthornkäfer, besitzen Atlaskäfer blattartig gefächerte Fühlerenden, welche als Tast-und Geruchsorgane fungieren.
Larven von Chalcosoma atlas ernähren sich in der Regel von abgestorbenen Pflanzen, während bei adulten Tieren Früchte, Blätter, Äste, sowie – in Abhängigkeit vom Lebensraum – auch Kokosblüten oder Zweige von Kaffeesträuchern auf dem Speiseplan stehen. Für ihren Stoffwechsel benötigen die Tiere Temperaturen von 23 bis 30 °C (tagsüber) und eine Luftfeuchtigkeit von ca. 80–90 %.
Weibliche Chalcosoma atlas können in ihrem Leben bis zu 70 Eier legen, welche sie meist in totes Palmholz betten. Bevor die Tiere ihren erwachsenen Zustand erreichen, müssen sie über mehrere Monate insgesamt drei Larvenstadien durchlaufen. Allein der Verpuppungsprozess dauert zwei Wochen, bevor die Käfer nach 1-2 Monaten aus dem Kokon schlüpfen.
Diese Faktoren sollten berücksichtigt werden, wenn man die Käfer zu Hause selber züchten möchte. Ebenso ist zu bedenken, dass die relativ großen Tiere in der Zucht nur eine Lebenserwartung von 2-4 Monaten haben und der Generationswechsel in Abhängigkeit von der Temperatur 13 bis 18 Monate dauert.
Sie können im Museum für Naturkunde Chemnitz zwar keine lebenden Atlaskäfer besichtigen, dafür aber einen direkten Verwandten, den Nashornkäfer Oryctes nasicornis. Er ist der größte einheimische Blatthornkäfer und der einzige Vertreter der Riesenkäfer in Deutschland.
Museum für Naturkunde Chemnitz | Moritzstraße 20, 09111Chemnitz
Öffnungszeiten Mo, Di, Do, Fr 9-17 Uhr | Sa, So 10-18 Uhr
www.naturkunde-chemnitz.de | info@naturkunde-chemnitz.de
Tel. 0371 - 488 45 51 | Fax 0371 - 488 45 97