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Neue Tierart im Versteinerten Wald entdeckt

291 Millionen Jahre alter Chemnitzion richteri wird Botschafter für Chemnitz

Wissenschaftlern der Naturkundlichen Museen Chemnitz, Schleusingen und Berlin sowie der TU Bergakademie Freiberg ist ein weltweit beachteter Sensationsfund gelungen. Sie haben eine neue Tierart aus dem Versteinerten Wald von Chemnitz beschrieben.

Die anatomischen Merkmale der insektenfressenden Amphibie aus dem 291 Millionen Jahre alten Versteinerten Wald Chemnitz unterscheiden sich von allen vergleichbaren Formen, die bisher bekannt sind. Aus diesem Grund erhielt das Fossil aus Chemnitz einen neuen Gattungs- und Artnamen. Mit der Namensgebung Chemnitzion richteri werden der Fundort, die Europäische Kulturhauptstadt 2025, sowie Fred Richter, verdienter Fossilien- und Mineraliensammler und Vorsitzender des Freundeskreises des Museums für Naturkunde Chemnitz e. V., gewürdigt.

Die wissenschaftliche Arbeit wurde von internationalen Fachgutachtern bewertet und ist in der Paläontologischen Zeitschrift (Springer Nature Switzerland AG) veröffentlicht.

Der Tod des Tieres und dessen fossile Überlieferung ist eng mit der Ablagerung feinster vulkanischer Asche verbunden. Ein darauffolgender massiver Strom aus Gas, Asche und Gesteinsbrocken erhitzte die organischen Reste und trug so zur Fossilisation bei. Der räuberische Dachschädellurch war Teil eines komplexen Nahrungsnetzes mit Wirbeltieren, Skorpionen, Hundertfüßern, Insekten, Schnecken, Pflanzen und Pilzen im permischen Lebensraum. Der lokal begrenzte, tropisch anmutende Wald wurde von baumartigen Farnsamern (Medullosen) dominiert. Des Weiteren wuchsen Baumfarne, Schachtelhalmbäume und Nadelbaumverwandte im saisonalen Klima vor 291 Millionen Jahren.

Chemnitzion richteri war eher eine stämmige Amphibie mit vergleichsweise riesigem Schädel, kurzem Rumpf und relativ kurzen Vorderbeinen, jedoch sehr kräftigen Hinterbeinen. Der Chemnitzer Dachschädellurch war ein eher passives Raubtier, das auf Beute lauerte. Mit seiner explosionsartig ausfahrbaren, klebrigen Zunge fing das Tier Insekten, Hundertfüßer und andere Gliedertiere. Ein spezialisierter Springer wie heutige Frösche war C. richteri nicht, allerdings konnte er hüpfend weiter entfernte Beute erreichen.

Der neu beschriebene Fund steht für die Artenvielfalt der Fossillagerstätte Chemnitz, die eine einzigartige Momentaufnahme einer sich verändernden Welt bietet. Die drastischen Klimaveränderungen am Ende einer großen Vereisungsphase der Erde sind mit den heutigen vergleichbar – nur damals ohne menschlichen Einfluss.

Entdeckt wurde das Fossil im November 2011 bei Grabungen an der Frankenberger Straße etwa in Höhe Hausnummer 61. Der Fossilfund wird in einer eigens dafür eingerichteten Vitrine eingerahmt von zwei Informationstafeln in der Dauerausstellung vom 29. Juli bis zum 30. August der Öffentlichkeit präsentiert.

In dem von der Kulturstiftung des Bundes unterstützten Projekt „Als Chemnitz am Äquator lag“ hat das Team des Museums für Naturkunde Chemnitz in Kooperation mit der amerikanischen Paläokünstlerin Calliesauria den Dachschädellurch in 3D wiedererstehen lassen. Dazu hat die Künstlerin auf Basis der wissenschaftlichen Zeichnungen und Rekonstruktionen und in ständiger Rücksprache mit den Wissenschaftler:innen ein lebensnahes digitales Modell entwickelt, das sowohl für 3D-Druck als auch für eine Animation geeignet ist.

Mittelfristig soll ein wissenschaftsfundiertes digitales 3D-Modell des Perm-Waldes entstehen. Die Reise in die erdgeschichtliche Vergangenheit von Chemnitz wird so möglich, und Perspektiven für Klimaveränderungen
der heutigen Zeit werden greifbar. Das Projekt „Als Chemnitz am Äquator lag. Auftakt zu einer digitalen Reise in die Urzeit.“ wird entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm Neustart Kultur.

Pressemitteilung der Stadt Chemnitz

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Museum für Naturkunde Chemnitz | Moritzstraße 20, 09111Chemnitz
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